Colossians 2

Kapitel 2

1
[Status: Ungeprüft]
Ich will {nämlich}, dass ihr wisst, welchen Kampf ich für euch und die [Geschwister] in Laodizea [zu bestehen, auszufechten] habe und [für] alle, die mein Angesicht nicht leiblich gesehen haben (= die mich nicht persönlich kennen),
2damit ihre Herzen getröstet werden und sie zusammengehalten werden
Ptz.coni., beiordnend aufgelöst.
in Liebe und zur ganzen Fülle (Reichtum) der Gewissheit, [wie sie] die Einsicht (das Verständnis) [verleiht]
Der nachfolgende Genitiv ist vom voraufgehenden abhänig, BDR § 168.2, wörtlich: zur Fülle der Gewissheit durch die Einsicht; zur Übersetzung vgl. Bauer/Aland, Sp. 1348.
, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes: Christus.
3In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen. 4Dies sage ich, damit keiner von euch betrogen wird durch Vorspiegelung falscher Tatsachen (Überredungskunst). 5Denn wenn ich auch körperlich abwesend bin, bin ich doch im Geiste bei euch. Ich freue mich und achte auf
Ptz.coni., beiordnend aufgelöst.
(sehe)
Ist Paulus Wächter über den Glauben der Gemeinde (so legt es Bauer/Aland, Sp. 286, nahe), oder „sieht“ er (weil er brieflich davon Kenntnis erhalten hat), wie fest der Glaube der Gemeinde ist (so Schweizer, EKK XII, S. 96)? In letzterem Fall müsste man ergänzen: „den guten Zustand … eures Glaubens“.
den Zustand (die Beschaffenheit) und die Stärke eures Glaubens an Christus.
6Da ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen (empfangen) habt, lebt (gestaltet eurer Leben, wandelt) in ihm, 7indem
Ptz.coni., final aufgelöst.
ihr fest wurzelt in und aufbaut auf ihm und befestigt (bestärkt) seid im Glauben, wie ihr gelehrt wurdet, und
Ptz.coni., beiordnend aufgelöst.
euch durch Dankbarkeit hervortut
So Bauer/Aland Sp. 1312. Schweizer, EKK XII, S. 97, übersetzt: „voll überfließender Dankbarkeit“.
.
8Achtet darauf (seht zu, passt auf), dass keiner euch zur Beute macht (raubt) durch die Philosophie und (inhalts)leeren (bedeutungslosen) (Be)Trug (Täuschung, Verführung) gemäß
Schweizer, EKK XII, 105, umschreibt  κατα als „der sich gründet auf …“.
den Lehren der Menschen (Menschensatzungen), gemäß den Elementen der Welt (Weltelemente)
Entscheidend für die „Philosophie“, auf die der Verf. des Kol anspielt, ist der Begriff der „Weltelemente“. Sie üben Macht aus, indem sie durch asketische Vorschriften (vgl. VV20f) an die Welt binden, vergleichbar der Macht der Gebote. Vgl. Schweiter, EKK XII, Exkurs „Die kolossische Philosophie“, S. 101. Worin genau diese Philosophie bestanden hat, ist nicht mehr zu ermitteln. Eine auf Heraklit zurückgehende Vorstellung des Streits der Elemente des Weltalls, die von Philo mit der Theologie des jüdischen Neujahrsfestes verbunden wird, mag dahinter stehen, vgl. a.a.O., S. 102.
und nicht gemäß Christus.
9Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, 10und ihr seid in ihm (durch ihn) Erfüllte
Partizip. Gemeint ist so etwas wie „vollgetankt“: Die Gläubigen sind mit der Fülle, dem  πληρωμα Gottes, also doch wohl dem Heiligen Geist, erfüllt, wie Obelix mit Zaubertrank „erfüllt“ ist. Wie Obelix aus dem Zaubertrank, erhalten die Gläubigen alle Kraft und alle Fähigkeiten aus dieser „Fülle“, mit der sie erfüllt sind; sie liegt nicht in ihnen selbst und „gehört“ ihnen nicht. Es geht um eine Gabe, die von außen in die Gläubigen hineingekommen ist, deshalb kann man hier nicht von „Vollkommenheit“ oder „Vollendung“ sprechen.
, der das (Ober)Haupt jeder [himmlischen] Obrigkeit und Macht ist.
11In ihm wurdet ihr auch beschnitten mit einer nicht mit Händen gemachten (= geistlichen)
Im Griechischen bezeichnet  ἀχειροποίητος das von Natur Gewachsene im Ggs. zum künstlich Hergestellten; im AT werden damit die von Menschen gemachten Götzen dem lebendigen Gott gegenübergestellt, vgl. Schweizer, EKK XII, S. 109.
Beschneidung durch das Ablegen des fleischlichen (= todverfallenen, irdischen) Leibes, durch die Beschneidung Christi
Gemeint ist die Taufe. Es besteht eine Abhängigkeit des Verf. zu Röm 6,4.6, vgl. Schweizer, EKK XII, S. 111.
.
12Ihr seid mit ihm zusammen begraben
Partizip
in der Taufe, in der ihr auch mit(auf)erstanden seid durch den Glauben an die wirkende Kraft (das Eingreifen) Gottes
Vgl. Bauer/Aland, Sp. 534.
, der ihn von den Toten auferweckte.
13Auch euch, obwohl ihr tot wart
Ptz.coni., konzessiv aufgelöst.
durch
Hier gibt es einen interessanten textkritischen Befund: Der Codex Sinaiticus lässt in der unkorrigierten Fassung mit einigen anderen Handschriften die Präposition  εν aus, sodass zu übersetzen wäre: „ihr wart tot für die Übertretungen“, „den Sünden gestorben“. Eine zweite Hand fügt die Präposition hinzu, die sich auch im Papyrus 46 und anderen wichtigen Handschriften findet. Sinnvoll ist nur die Lesart mit Präposition, wie der Fortgang des Satzes zeigt.
die Übertretungen und die Unbeschnittenheit eures Leibes (Fleisches), hat er
Gott.
mit ihm
Christus.
zum Leben erweckt (zusammen lebendig gemacht) und
Ptz.coni., beiordnend aufgelöst.
uns alle Übertretungen verziehen (vergeben).
14Er hat den gegen uns [gerichteten] Schuldschein
Es ist ein eigenhändig ausgestellter, nicht notariell beglaubigter Schuldschein. Bei einem „handgeschriebenen“ Schuldschein fällt die Kontrolle durch den öffentlichen Schreiber weg, vgl. Phm 19 und Schweizer, EKK XII, S. 115.
mit seinen Forderungen (Vorschriften)
Gemeint sind nicht die Gebote, sondern wohl die Vorschriften der kolossischen Philosophie, vgl. Schweiter, EKK XII, S. 116.
, der uns feindlich (widersprechend, zuwider) war, ausgestrichen (beseitigt) und ihn vernichtet, indem
Ptz.coni., final aufgelöst.
er ihn ans Kreuz nagelte.
Subjekt ist immer noch Gott! Handelt es sich um eine Anspielung an die Kreuzesinschrift?
15Er entwaffnete die [himmlischen] Obrigkeiten und Mächte und stellte sie öffentlich bloß (machte sie öffentlich zum Gespött), indem er
Ptz.coni., final aufgelöst.
sie in ihm im Triumph einherführte
Vorgestellt ist das Bild eines Triumphzuges, in dem Gott die besiegten Mächte hinter Christus - wie der römische Kaiser die Kriegsgefangenenen hinter dem Triumphator - hermarschieren lässt, vgl. Schweizer, EKK XII, S. 117. Oder ist mit „ihm“ das Kreuz gemeint, das den (paradoxen) Triumph über Obrigkeiten und Mächte darstellt? Dann müsste man „an ihm“ übersetzen
.
16Es soll euch also keiner kritisieren (schlecht machen) wegen Speise und {wegen} Trank, oder wegen Festfeier oder Neumonden oder Sabbaten. 17Das sind Schatten(bilder) des Kommenden (Zukünftigen), die Sache selbst
Wörtlich: Der Körper (der den Schatten wirft).
aber ist Christus.
18Niemand soll euch den Kampfpreis aberkennen (disqualifizieren), der sich in Demut gefällt und Engelskult, was er in der Ekstase
Wörtlich: Beim Betreten, beim Eintritt (in die himmlische Welt); ein t.t. der Mysteriensprache. Die Übersetzung ist aber mit Unsicherheiten behaftet, vgl. Schweizer, EKK XII, S. 122-124 und Bauer/Aland Sp. 513.
geschaut hat, grundlos aufgeblasen in seiner fleischlichen Gesinnung,
19und nicht am Haupt festhaltend
Um nicht den Zusammenhang mit dem Haupt = Christus zu verlieren.
, durch das der ganze Leib, durch Gelenke und Bänder unterstützt und zusammengehalten, in göttlichem Wachstum wächst.
20Wenn ihr mit Christus {von} den Weltelementen gestorben seid, warum lasst ihr euch Vorschriften machen wie solche, die in der Welt leben: 21„Rühr (= iss; fass) [das] nicht an
Das Verb kann mit »anfassen«, aber auch »anrühren« i.S.v. »essen« übersetzt werden; dann ergäbe sich eine Antiklimax: essen - probieren - berühren, Bauer/Aaland Sp. 207.
, probier (koste) [das] nicht, berühr [das] nicht!“ -
22was doch alles zur Vernichtung durch Gebrauch bestimmt ist -,
Nestle-Aland setzt hier ein Komma, der Satz bildet also eine Parenthese, und das Folgende schließt an das Zitat an.
nach den Geboten und Lehren der Menschen (wie menschliche Geboten und Lehren lauten, gemäß menschlicher Gebote und Lehren)?
23Das ist eine Aussage (Rede, Lehre), die zwar Weisheit besitzt durch selbstgemachte Religion und Demut und Härte (Schonungslosigkeit) gegen den Körper, sie ist aber nichts wert, weil sie der Befriedigung leiblicher Bedürfnisse [dient].
Dieser Satz ist kaum übersetzbar, wurde als „obscurum dictum“ bezeichnet und „hat noch keine annehmbare Deutung gefunden“ (Bauer/Aland Sp. 1630). Es scheint sich um eine polemische Bemerkung des Verf. zu handeln., vgl. Schweizer, EKK XII, S. 128f.
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